man behind the nobs
Ich bin Tom Ripphahn, Gitarrist und Sänger, Produzent, Soundknöpfchendreher und Songwriter, bisweilen auch Bassist oder Drummer oder am Piano. Und das kam so:
Als ich 12 war, schenkte mir ein Freund ein Mix-Tape, eine leuchtend grüne BASF Ferro 90 Cassette. Ich kann mich nur undeutlich erinnern, welche Musik sie enthielt, ein paar Rubettes und Sweet Songs waren glaube ich dabei und ein paar von Suzi Quatro – irgendwie eher unwichtiges Zeug.
Aber ein Song hat sich tief in meine Seele eingebrannt. Ich hörte ihn immer wieder, lag nachts im Bett und presste den Radiorecorder ans Ohr, um tiefer in ihn einzudringen, ihn immer tiefer in mich zu lassen. Hinter diesem Song lag eine Welt, die ich nicht kannte, zu der nicht jeder Zutritt erhielt, die nur durch diesen Song erreichbar schien. Eine Welt, in der ich sein wollte, nicht als Zaungast, sondern mittendrin.
Die ganze Aufnahme schwamm in Echo, als hätte man in einem Schloss oder einer Kirche unheimlich laut gespielt und das Echo wäre Teil des Songs geworden. Schon bei der akustischen Gitarre am Anfang war es fast lauter als die Gitarre selbst. Aber die Klänge ergänzten sich, wurden nicht zu einem Chaos, sondern zu einem starken rhythmischen Gebäude - die Musik spielte mit dem Echo und das Echo mit der Musik, als hätte eine übermenschliche Hand sie geführt. Alles schien übertrieben, größer und schöner als die reale Welt.
Dann kam der in diesem Echo ertrinkende Sänger, der schon mit der ersten Zeile an seiner obersten Stimmgrenze sang und sich einen Dreck zu scheren schien, ob er die Töne traf oder nicht. Er schien von der hiesigen Welt längst abgelöst, über sie hinweg, er klang nach Sehnsucht, nach Schmerz und Einsamkeit, und doch auch nach unbändiger Lebensenergie.
Dann kamen Drums wie rollender Donner, wie ein Erdbeben, imstande und ständig kurz davor, alles hinwegzufegen.
Und wenn man schon dachte‚ alles sei nun gesagt, keine Steigerung mehr möglich, kam dieses Gitarrensolo, geheimnisvoll aus mehreren wunderbaren ineinander verwobenen Melodielinien, die mich auf einer Wolke von Hall und Echo entführten und mit sich weit fort in diese andere Welt trugen.
Der Song hinterließ mich jedes mal überglücklich und gleichzeitig am Boden zerstört. Da war keine Note, die mich nicht sah. Ich musste mein Leben ändern.
Dieser Song ist ‚Stand By Me‘ in der Version von John Lennon, produziert von Phil Spector, und er übt heute noch die gleiche, magische Kraft auf mich aus. Ich habe alle Platten, die ich höre, an diesem Gefühl gemessen, und heute messe ich die Qualität meiner Arbeit daran. Ich muss fühlen, dass beim Hören eines Songs, eines Mixes oder einer fertigen Produktion etwas Ähnliches mit mir passiert wie damals, als John ‚When the night has come‘ aus meinem 4“ Speaker krakelte.
Ich bin süchtig nach diesem Gefühl, versuche es immer wieder von Neuem zu erschaffen und auf Band zu bringen. Musik, die dieses Gefühl vermittelt, ist wie eine Lebensdroge, ein ultimatives Aufputschmittel. Es hängt nicht vom Musikstil ab, in allen Spielarten kommt es vor, von Rock’n’Roll bis Rap, von Blues bis Punk. Aber man spürt, wenn es da ist, wenn Musik plötzlich mehr ist - etwas Größeres als schlicht Musik, die mal eben so läuft.
Dieses Gefühl macht den feinen Unterschied, ob man einen Song lauter dreht, es macht den feinen Unterschied, ob es plötzlich wichtig ist, wie eine Produktion klingt. Und es macht den feinen Unterschied, ob man sich ein Album kauft oder es bleiben lässt.
Was bisher geschah:
1988/89
Entscheidung, Musiker mit allen Konsequenzen zu sein, Abbruch meines bis dahin eigentlich ganz ernsthaft verfolgten Archäologiestudiums, Einstieg in die Band des irischen Singer/Songwriters Dave Meaney, 100 Sologigs in Irish Pubs
1990
eigene Songs, Gründung meiner Band Hands On The Wheel, 120 Sologigs in Irish Pubs
1991
Erstes Album ‚Restless Heart‘, mit Kumpel Michael Breuer produziert auf 8 Spuren Tonband.
Als der Gerichtsvollzieher sich schon wegen der ausstehenden Presskosten angekündigt hat, per Telegramm der 2. Platz bei den SONY Talent Awards. Das Preisgeld zieht meinen Kopf aus der Schlinge, und bei der Preisverleihung in Köln lerne ich unseren späteren A&R bei EMI kennen.
1992
1. EMI-Album ‚Hands On The Wheel‘, 3 Wochen Tour durch Europa mit Nils Lofgren.
1993
Konzerte im Vorprogramm von Bob Dylan.
Längere Aufenthalte in Nashville und New Orleans, Sex'n'Drugs'n'Songwriting.
Sessions mit Steve Cropper und Robbie Robertson, tiefe Eindrücke durch die Professionalität und Hingabe, mit der in Amerika Musik gemacht wird.
1994
Album ‚The Seed‘ (EMI), Tourneen mit Joe Cocker, The Hooters, Huey Lewis
1995
Songwriting mit Ulla Meinecke, Songs für Anne Haigis, meine ersten Produktionen für andere Bands (immer noch auf 8 Spuren)
1996
Album ‚Promised Land‘ (nicht EMI)
1997—98
Leben in Amsterdam. Keine weiteren Fragen.
1999
Entschluss, endlich Rock’n’Roll-Produzent zu werden, Umzug in die Dögelmühle
2000 — 2002
Hure mir mit dämlicher Werbemusik für Ariel, Pampers und McCain ein geiles Studio für Rock’n’Roll zusammen, mit Tonbandmaschinen, Mischpult und allem, was man für Werbemusik nicht braucht.
2003
Genug Equipment, jetzt geht's los – gleich ein Glückstreffer am Anfang – I SAW ELVIS – die coolste deutsche Band seit Erfindung der Stromgitarre
2004
Moriarty, die Entdeckung von Glyn Johns, viel zu viel Compression und eines sehr coolen Drumsounds
2005
Thorsten Wingenfelder – die Entdeckung des kleinen Mixes zwischendurch
2006
Amri Pardo, Elfmorgen, Tonfront, Robert Oberbeck – die Entdeckung des 24-Stunden-Tages
2007
Es muss was passieren in diesem Business - warum nicht ein eigenes Label?
Lange Nächte, grosse Pläne, lauter Rock & Roll
2008
analoghaus studio label verlag geht an den Start.
The rest is history, oder steht im Plattenladen oder, ein paar Jahre später, eher bei amazon oder, noch ein paar Jahre später, eher so bei spotify.
mobil: +49 (0)1 76 – 43 00 29 32
e-mail: info@analoghaus.net